Geboren am 17. Oktober 1871 in Kohren im Königreich Sachsen als Sohn von Gottlieb Franz Kahnt (1846-1888) und Johanne Christiane Müller (1849-1932).[1] Er hatte sieben Geschwister: u.a. Max und Ernst[2] und wurde evangelisch getauft.[3]

Bahnhof Penig

Als Kind besuchte er die Dorfschule, ging anschließend in jungen Jahren zunächst bei Gutsherrschaften in Stellung und bekam dann eine Anstellung als Hilfsweichensteller bei der Staatseisenbahn in Penig.[4]

Er heiratete am 17. Januar 1897 in Kaufungen Anna Winkler (1875-1946).[5] Vier Monate nach der Hochzeit kam sein erster Sohn Erich Richard (1897-1964) auf die Welt.[6] Er bekam fünf weitere Kinder in Penig: Kurt Günter (1898-1977), Louise Margaretha (1899-1900), Walter Siegfried (1901-1968), Johanna Margaretha (1903-1903) und Gertrud Hildegard (1904-1985).[7]

Weil das Geld nicht reichte musste er zusätzlich in einer Käserei als Buchhalter arbeiten, sowie in einem Gasthof und in einem Bierverlag die Mahnabteilung betreuten.[8] Nach Abzug der Miete usw. blieb höchstens 12 Mark in der Woche Wirtschaftsgeld.[9]

Die Familie besaß drei Schrebergärten und einen Acker ausschließlich für Kartoffeln. Auch Tiere hielten sie, Ziegen, Hasen, Hühner und Schweine,[10] denn Franz Paul aß gern und viel und vor allem fett.

1907 wurde er vom Stationsgehilfen zum Packer befördert. Er verdiente jetzt 960 Mark im Jahr, also 80 Mark im Monat, was sehr wenig war.[11]

Wegen seinem Beruf wurde er 1908 nach Tanndorf bei Leisnig versetzt,[12] wo sein Sohn Siegfried Werner (1909-1909) geboren wird, welcher aber kurz darauf stirbt.[13]

Bahnhof Hartha
2. von links: Franz Paul Kahnt

1912 wurde er zum Stationsschreiber befördert und die Familie wurde weiter nach Hartha bei Waldheim versetzt. Er verdiente nun 125 Mark im Monat.[14]

 

Bahnhofstraße 9

Sie wohnten in der Bahnhofsstraße 9 in der 1. Etage. In dem Zimmer unter dem Turm war das Wohnzimmer. In dem Zimmer rechts daneben das Zimmer der Jungen, da neben die Küche und dann das Zimmer von Paul und Anna. Unter ihrer Wohnung gab es eine Bäckerei, wodurch es bei ihnen immer schön warm war.[15]

Dadurch dass er bei der Bahn arbeitete, bekam die ganze Familie Freifahrten geschenkt, was sie auch ausnutzten und viele Gebiete Deutschlands kennenlernten.[16]

Franz Paul Kahnt 1919

1914 wurde sein Sohn Rudolf (1914-2006) in der Bahnhofsstraße geboren.[17] Rudolf und Walter mussten als Kind zusammen in einem Bett schlafen, weil die Verhältnisse so beengt waren.[18] Rudolf schämte sich ständig wegen des lauten und ungehobelten Benehmens seines Vaters. So ist er zum Beispiel bei einem der wenigen Sommerurlaube in Cuxhaven mit Badehose ins Cafe gegangen.[19]

1918 wurde die Monarchie abgeschafft und Sachsen schloss sich dem Deutschen Reich an.[20]

Am 17. Januar 1922 feierte er Silberhochzeit.[21]

Schwiegertochter Paula, Sohn Erich, ?, Tochter Gertrud, ?, Sohn Walter, ?, Sohn Günter, Schwiegertochter Ida, ?, ?, ?, Schwager Georg, ?, ?, Schwiegervater August, Ehefrau Anna, Sohn Rudolf, Franz Paul, ?, ?

1923 war er Eisenbahnobersekretär.[22]

Franz Paul, Sohn Erich und Enkel Helmut 1926

Sein Enkel Helmut beschrieb ihn folgendermaßen: Berstend vor Vitalität, gut zweieinhalb Zentner schwer, aufbrausend und schrecklich in seinem Zorn, ein Freund kräftiger Witze, stimmgewaltig im tiefen Bass singend, von außerordentlicher Körperkraft und doch beweglich im Turnen, unbedingte Autorität in der Familie, gegen den es niemals einen Widerspruch gab. Er war ein außerordentlich pflichtbewusster Beamter, von einer enormen Arbeitskraft, weit gebildet für einen Mann, der nur die Dorfschule besucht hat.[23]

Seine Enkelin Marianne beschrieb ihn als Diktator[24] und unberechenbaren Sadisten. Er sei unberechenbar gewesen[25] und wurde schnell wütend.[26] War er mit Kindern zusammen, konnte er lustig sein und Witze machen. Übertrug sich diese Stimmung auf die Kinder, reagierte er abrupt beleidigt und brach die gerade laufende Aktion innerhalb eines Moments ab. Außerdem sei er gewalttätig und brutal gewesen. Die Kinder seien extrem kurzgehalten worden. Gab es dann einmal Süßigkeiten oder Obst, dann mussten diese so viel davon essen, bis ihnen schlecht war.[27]

Er wollte der einzige Paul sein und duldete keine anderen Pauls in seinem Leben.[28]

Sohn Günter, Sohn Erich, Sohn Rudolf, Tochter Gertrud, Franz Paul, Sohn Walter, Ehefrau Anna 1928
Franz Paul Kahnt

Er wurde Nazi und trug stolz seine S.A. Uniform bei allen möglichen Gelegenheiten und fuhr nach Nürnberg zu den Reichsparteitagen.[29]

Er bekam für seine Arbeit vom Reichspräsidenten von Hindenburg eine Urkunde zum 40jährigen Dienstjubiläum.

Obwohl er fast nie krank war, wurde er am 31. Dezember 1932 mit 61 Jahren pensioniert wegen „dauernder Krankheit“. Die Reichsbahn war wegen hohen Arbeitslosenzahlen zu einer solchen Entlassung gezwungen. Auch nach der Pensionierung arbeitete er weiter als Buchführer in kleineren Geschäften.[30]

Nach dem Krieg bekam er keine Pension sondern nur eine kleine Unterstützung. Deshalb musste er seine Wohnung räumen und in ein Gartenhaus ziehen. So nahm er mit 76 Jahren seine Tätigkeit in der Buchhaltung wieder auf. Als Folge dessen wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wegen Schwarzarbeit, welches aber 1947 wegen Geringfügigkeit wiedereingestellt wurde. Trotz dieser schweren Zeit erlebte sein Enkel Helmut ihn als einen Menschen, der nie seinen Humor verlor.

Ab 1948 bekam er eine Rente von 108 Mark, von der er aber auch nicht leben konnte.

An seinem 79. Geburtstag bekam er 1950 einen großen Stollen, eine Flasche Schnaps, einen Ulmer (Pfeife), Tabak und Kuchen. geschenkt[31]

Bis in seine letzten Lebenswochen hinein führte er peinlich genau über seine Einnahmen und Ausgaben Buch.[32]

Er starb am 10. Januar 1951 um 8 Uhr in Hartha an Darmkrebs.[33] Die Beerdigung war am 16. Januar.[34]

_________________________________________________________________

[1] Stammbaum der Familie Paul und Anna Kahnt.

[2] ???

[3] Fotoalbum.

[4] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[5] Ahnenpass von Erich Kahnt.

[6] Heiratsurkunde, Plauen 1923.

[7] Stammbaum der Familie Paul und Anna Kahnt.

[8] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[9] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[10] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[11] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[12] Ebd.

[13] Stammbaum der Familie Paul und Anna Kahnt.

[14] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[15] Mostowski, Marianne: Erinnerungen, Hartha 2014.

[16] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[17] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[18] Mostowski, Marianne: Erinnerungen, Hofheim 2017.

[19] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[20] https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Sachsen#Gebietsstand_1806.2F07

[21] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[22] Hochzeitsurkunde, Plauen 1923.

[23] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[24] Mostowski, Marianne: Erinnerungen, Hofheim 2017.

[25] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[26] Mostowski, Marianne: Erinnerungen, Hofheim 2017.

[27] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[28] Mostowski, Marianne: Erinnerungen, Hofheim 2017.

[29] Kahnt, Albrecht: Familien Chronik Kahnt-Delfs Ia, Plön 1997.

[30] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[31] Kahnt, Franz Paul: Brief an Helmut und Inge Kahnt, Hartha 1950.

[32] Kahnt, Helmut: Deine Vorfahren. Albrecht zur Konfirmation, 1969.

[33] Ebd.

[34] Todesanzeige.